Die Anzahl der Entscheidungen, die täglich auf uns einprasseln, ist hoch. Dauernd ist irgendetwas. Hier dieses, dort jenes. Sie betreffen alle Lebensbereiche. Und leider fast immer gleichzeitig. Im Dschungel der kleinen Entscheidungen kann man sich schnell verirren. Darum geht es heute.
Kennt ihr das Supermarkt Phänomen? Du läufst los, um (sagen wir) schnell noch Zwiebeln zu holen, nimmst nicht mal eine Tasche mit, weil es ja nur ein Teil ist, und du kommst wieder mit der dritten Baumwolltüte der Woche und hast alles drin- außer Zwiebeln. Jetzt könnte man sagen: Vergesslichkeit.
Aber ich behaupte, es war das Übergewicht der kleinen Entscheidungen. Von Hölzchen auf Stöckchen. Hier ein Impuls, sofort eine Reaktion. Die Ausführung beansprucht uns in irgendeiner Weise, und so kommt´s. Der Ausgangspunkt gerät in Vergessenheit. Und kontinuierlich kommt man weiter vom Weg ab.
Hallo Rotkäppchen!
Ein weiteres Paradebeispiel ist ja der amerikanischer Diner. Um ein einziges Sandwich zu bestellen, beantwortet man locker 20 Fragen. Was ist das, Service oder Belästigung? Mich hat es jedenfalls genervt. Und weil ich ja schlau bin, habe ich mir meine Wahl gemerkt und bei der nächsten Bestellung gleich mitgeliefert. Wie aus der Pistole geschossen. Und natürlich habe ich das immer wieder gemacht. Nur bitte nichts entscheiden müssen! Und was ist passiert? Ich habe einen Trampelpfad kreiert. Monokultur. Immer das gleiche Sandwich. So verlieren wir Flexibilität!
Die Beispiele ließen sich unendlich fortsetzen, aber der Punkt ist klar. Irgendwann hat man einfach keine Lust mehr auf Entscheidungen und hört sich sogar sagen, "...ist mir egal!" Oh nein!!!
Es ist verständlich, dass wir entscheidungsmüde werden! Aber es ist nicht gut, wenn wir nur noch dann aktiv werden, wenn die Hütte schon brennt. Und ich damit meine nicht nur die Steuererklärung. Die Unterscheidung, was wichtig für uns ist und was nicht, ist ein Aspekt unserer Lebendigkeit.
Ich bin überzeugt, dass diese Nichtentscheidungs-Sphäre sich mit der Zeit ausdehnt. Ich spreche hier nicht von Gleichgültigkeit, das ist etwas ganz anderes. Ich spreche von Überforderung. Diese Überforderung führt zu Passivität und legt sich wie eine Decke über unser Leben, über unsere Träume und über unsere innersten Wünsche. Das ist das Schlimme daran. Sie ist ein Traumkiller!
Wieder könnte man sagen, "naja, alles eine Frage der Organisation, der Strukturierung und der inneren Ordnung..." Nicht unbedingt. Nehmt euch einen Moment Zeit und schaut auf das Bild des blühenden Baumes. Wenn ihr euch vorstellt, dass die Nicht-Entscheidungssphäre weit außen liegt, irgendwo bei den wunderschönen Blüten, dann kann man sich leicht vorstellen, dass der Weg zurück zum wegweisenden Ast ein langer ist. Und nicht unbedingt offensichtlich.
Wie und was soll ich, muss ich, kann ich entscheiden?
Als Focusing Coach sage ich: "...frag den Baum, der weiß es!" Der Baum weiß sehr genau, welcher Zweig, welcher Ast entscheidend ist für sein Gesamtbild, für seine Ausgewogenheit, für seine Grundversorgung mit Wasser und Lebenssaft.
Und so ist das für uns Menschen mit unserem Körper. Unser Körper kennt sich im Dschungel der kleinen Entscheidungen sehr gut aus. Er weiß, welche Entscheidungen falsch und welche gar nicht gefällt wurden, welche verdrängt und unbeachtet geblieben sind und so ein Bild von uns selbst erzeugt haben, das eigentlich gar nicht unserem Potenzial entspricht.
Im Focusing stellen wir die Kommunikation mit unserem Körper sicher. Dazu gibt es Anleitungen. In diesem inneren Raum können wir klar erkennen, was überhaupt zu entscheiden ist. Meine Erfahrung als Focusing Coach hat mir gezeigt, dass viele Entscheidungen, von denen wir dachten, dass sie ach so wichtig seien, eigentlich gar keine Relevanz haben. Überraschung!
Der Körper führt uns häufig ganz woanders hin. An einen Knotenpunkt, zurück an eine übersehene Weiche. Er tut dies ohne jeden Einfluß von außen. Er hat das Wissen für unser persönliches Bestes auf dem gemeinsamen Weg gespeichert. Und er gewährt uns jederzeit Zugang.
Diese Überlegung wollte ich gerne mit euch teilen. Schreibt mir gerne!
Ich wünsche euch eine schöne Woche!
Birgit
Comments