Ihr Lieben,
natürlich, hier verbirgt sich hier eine wundervolle Botschaft, die ich mit euch teilen möchte.
Nein, es ist keine Anzeige für einen durchgeknallten Robinson Club!
Vielmehr:
Wir kennen das alle, wir wachen morgens auf und schon randaliert da eine Stimme in uns: "Du musst DAS unbedingt machen, sonst geht alles schief, sonst gehst du unter und kannst unter der Brücke schlafen!"
Mach! Tu! Jetzt!...sonst!"
Das spricht das magere Schwein!
Es spricht in wenn nicht ...dann Sprache und schafft es binnen Minuten, einem den Tag zu "versauen".
Diese Stimme ist tückisch und schlau, schlauer, am schlausten. Sie pirscht sich von außen an uns heran, dann kommt sie näher und näher, bis wir irgendwann glauben, sie käme aus unserem Inneren. An schlimmen Tagen denken wir sogar, wir seien diese Stimme.
Wenn man mal darüber nachdenkt, in Ruhe und ohne die bereits vorhandene Panik, dann fällt einem auf, wie begierig unser Verstand diesen Quatsch aufsaugt. Es ist geradezu so, als warte er schon auf sein verdorbenes Futter.
Wenn du mal so aus Spaß - wie die Sau in Tahiti – einen Test machst und etwas ganz anderes tust, wirst du überrascht sein. Zum Beispiel, wenn du beim Aufstehen denkst, "meine Gedanken sind blau!" oder ähnlich Paradoxes, dann wirst du merken, dass nichts geschieht. Absolut gar nichts.
Solche Gedanken werden flugsdiwugs aussortiert.
Es scheint also so zu sein, dass nur bestimmte Gedanken in uns eindringen, Gedanken, für die wir eine Tür geöffnet haben, irgendwann, irgendwo in weiter Vergangenheit.
Wenn ich also einmal verstanden habe, dass dieses Gezeter und Gekreische, diese nörgelnde Stimme in mir, etwas von mir Getrenntes ist, dann könnte ich mich entspannt in den Sessel lehnen und sagen: "Verstanden! Erledigt". Ich gebiete dem mageren Schwein Einhalt und dann hört der Spuk auch sofort auf. Allerdings...
Leider ist dem nicht ganz so. Denn– ich habe es oben andeutet – das magere Schwein ist schlau. Es wechselt die Taktik. Am nächsten Morgen klingt die Stimme wimmernd, bettelnd, Mitleid erregend. "Ich bin so arm dran, wie soll ich das alles schaffen..." oder ähnlich. Meistens ist dieses Stimmchen richtig schwach und wir müssen genau hinhören. Und genau in dem Moment hat es uns am Wickel.
Genau hinhören bedeutet Aufmerksamkeit, Kraft, Energie hingeben und schon geht das Spiel von vorne los!
Da wir das aber jetzt schon verstanden haben, schließen wir diese Tür einfach wieder. Da gibt es nichts zu verstehen, da gibt es nichts aufzuarbeiten. Tür zu!
Doch...
Dann kommt der nächste frühe Morgen und wieder ist da etwas... Dieses Mal versucht das magere Schwein es mit Schmeicheleien. "Du hast was viel Besseres verdient..." oder ähnlich. Mit Stolz geschwellter Brust liege ich im Bett und suhle mich im Lob. Lob, von dem ich weiß, das es nichts verändern oder verbessern wird. Es ist eine miese Fiktion! Also: Tür zu!
Dennoch..
Am vierten Tag ist ihm wieder etwas Neues eingefallen. Dieses Mal probiert es den Neid. "Wieso darf der das und ich nicht... wieso hat der dieses oder jenes, und ich nicht...?" Sehr effektiv, sehr schlau! An dieser Stelle sind wir alle sehr empfänglich und es fällt dem Schwein nicht schwer, unsere (ausschließlich ihm!) energiespendende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Da sind sie wieder, die pochenden, jagenden Ängste, die einem den schönen Tag aus den Händen reißen.
Aber...
Jetzt bin ich schon weiter. Denn wenn ich einmal erkannt habe, dass diese Stimme nicht aus meinem Inneren kommt, dann bin ich auch in der Lage, diese Tür zuzumachen.
Einfach so. Dann verstummt sie!
Noch eins...
Jetzt bin ich schon so weit, dass ich mir die Frage erlauben kann, "wer ist denn eigentlich dieses magere Schwein?" Wenn es nicht aus mir herauskommt, wo kommt es denn her? Es verbreitet hier willkürlich Terror Botschaften in meinem Inneren, warum????
Dann kann es sein...
...dass das magere Schwein mich unsanft daran erinnert, dass wir (irgendwann) einen inneren Vertrag abgeschlossen haben. Immer wenn... dann oder umgekehrt, jedes mal wenn nicht... dann. Zuckerbrot und Peitsche.
Da ich eine anständige Seele bin, halte ich mich natürlich an Verträge. Auch wenn sie aus einer Zeit stammen, wo ich vielleicht noch nicht geschäftsfähig war. Frühe Kindheit oder so.
Solche Verträge sind also meistens alt, fast immer unbewusst, und seeeehr effektiv am frühen Morgen!
Klar...
Inzwischen bin ich wacher geworden! Es dämmert es mir, dass dieses magere Schwein eine Art Selbstbild ist. Vielleicht sogar die Summe vieler Selbstbilder, die ich mir im Laufe des Lebens zugelegt habe. Schablonen, wie ich zu sein habe, wenn ich in dieser oder jener Gruppe Anerkennung bekommen möchte.
Es ist ein anderes ICH. Es hat sich Werte, Wahrheiten und Wollen angeeignet, die allesamt nicht meine eigenen sind. Im Gegenteil – sie stehen meiner Verbindung zu meinem höheren Selbst im Weg. Diese Selbstbilder verstricken mich in Verhaltens- und Denkmuster, die mich atemlos machen. Ich laufe ihnen ewig hinterher. Ich wache morgens schon mit Sorgen auf.
Solche Muster entsprechen meistens einem gesellschaftlichen Konsensus. Man glaubt irrigerweise, dass man im Gegenzug von dieser Gemeinschaft Schutz und Sicherheit und einen guten Posten erhält. Natürlich weiß ich irgendwie, dass das nicht so ist. Aber ich mache trotzdem mit.
Und dann..
Eines schönen Morgens wird mir klar: solche Gedanken und Muster üben nur solange Druck auf mich aus, wie ihre Quelle unerkannt bleibt.
Wenn ich einmal die "Tür" entdeckt habe, die ich mit dem kleinen Finger zuschieben kann, dann ist es vorbei! Wie ein Traumbild verschwindet dieses miese Gefühl und ich kann das Aufwachen genießen. Fröhlich in den neuen Tag starten. Ja, so was gibt es!
Vergiss nicht...
Wenn du wieder einmal aufwachst und dein Herz rast, weil, weil weil ..., dann pausiere und frage in dich hinein, "wer spricht hier eigentlich?" Und dann schließe behutsam die Tür.
Das magere Schwein ist eine Metapher aus dem I-Ging. Es heißt dort: (...) Wenn man es hingehen lässt, so erfährt man Unheil. Auch ein mageres Schwein hat die Anlage dazu herumzutoben.
HX 44, Das Entgegenkommen.
Meine Lieben,
hütet das magere Schwein und lasst euch nicht unterkriegen!
herzliche Grüße
Birgit
Ich wünsche mir Kommentare und schreibe auch zurück.
Photo by Marissa Daeger on Unsplash
Ich wär auch so gern ein Bahamas-Schweinchen.