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DER KLANG DER TROMMEL



Liebe Blogfreunde,


ich möchte heute gerne über den Klang der Trommel sprechen. Über den Klang dieser speziellen Trommel.

Es ist eine Motherdrum, die in Frankreich steht und von dort in die Welt ruft. S


ie ist gerade neu bezogen worden, was erheblicher finanzieller und zeitlicher Aufwand war. Zunächst mussten die richtigen Felle gefunden werden, (die wahrscheinlich zu den wenigen Dingen gehören, die es bei Amazon nicht gibt!)

Diese Felle wurden sorgfältig ausgewählt. Das war mit Reisen verbunden und hat ein paar Tage gedauert. Ausgesucht wurden zwei weibliche Bison-Felle unterschieldichen Alters.


Die Felle dann aufzuziehen, sie zu stimmen und gestimmt halten, ist eine hohe Kunst. Dafür danke ich Vero und Dennis.


Wenn man unter dieser Trommel liegt, vibriert der ganze Körper. Die langsamen Anfangsschläge werden zum einen durch die doppelte Haut von oben verstärkt, zum anderen werden sie vom Boden zurückreflekiert. Mit jedem (sanften) Trommelschlag spürt man, wie der Körper langsam aus der Spannung fällt. Man verliert das Gefühl für seine äußere Grenze.


Während man dann so langsam dahinschmilzt und die Welt in die Ferne rückt, werden die rhythmischen Schläge schneller. Hier spielt die Beziehung zwischen Trommler(in) und Betrommelten eine große Rolle. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon mehrmals hier war, aber ich fühle mich geführt. Ich habe keine Absicht, ich erwarte nichts Bestimmtes, ich bin im freien Flug.


Heute, an einem dieser verregneten und viel zu kalten Sommertage im August 2021, knistert tatsächlich der Holzofen, denn die Trommel braucht eine gewissen Temperatur. Ich mache einen Versuch, über den schlechten Zustand der Welt nachzdenken, aber die Trommel holt mich sofort da weg. "Nicht jetzt, nicht hier," scheint sie zu sagen.


Ungefähr jetzt wird der Oberton hörbar, ein gleichmäßiger Ton, den die Trommlerin zusätzlich besingt. Ihre Stimme kommt nur Bruchstükweise bei mir unten an, es ist als ob der Raum zwischen ihr und mir Teile der gesungenen Botschaft verschluckte.


Dann zeigt sich das Thema. Heute habe ich keines benannt, ich habe nicht explizit gefragt. Ich habe mich einfach treiben lassen. Als wenn Buchstaben vor meinem geistigen Auge glühten, sehe ich den Schriftzug "ANKOMMEN".

Mein Thema. Mein ewiges, ewiges Thema. Ich muss lächlen.


Ich sehe das Gesicht eines kleinen Fuchses vor mir und er sieht mich an, als wenn er sagen würde, "was machst du denn da unten...?" Ich grinse ihn an. Er setzt sich und neigt den Kopf.

"Was suchst du denn...?" fragt er wie ein sprechendes Fabelwesen. Ich glaube, er möchte mir finden helfen.


Ein Rhythmuswechsel schreckt ihn auf. Er kommt noch einmal zurück, um mir zu sagen, dass ich mir keine Sorgen machen solle. "See you..." sagt der Fuchs in Frankreich auf Englisch. Und ich habe das Gefühl, dass er zuhause, in der Heide an der niederländischen Grenze, auf mich warten wird. Ich werde da sein.


Jetzt spüre ich einen Windhauch. Ich höre leichte Schritte. Es sind mehrere da. Ich versuche mich ein bisschen zu heben, um zu sehen, wer da ist. Aber keine Chance, die Trommel hält mich flach am Boden, bewegungslos.


Ich höre Stimmen. Frauenstimmen. Und ich weiß, dass sie barfuß laufen. Woher? Keine Ahnung. Ich weiß es einfach. Das ist die Magie der Trommel. Sie erschafft eine Welt, in der man sich auskennt. Einfach so.


Ich sehe mit geschlossenen Augen, dass die Frauen grüne Kleider tragen. Hellgrün. Alle dieselbe Farbe, unterschiedliche Stoffe, unterschiedliche Schnitte. Obwohl ich sie nicht sehen kann, weiß ich, dass sie rötliche Haare haben. Lange Haare. Kränze aus Korn.


Sie sind sehr heiter. Wie ein Riss in der Projektion blitzt plötzlich ein weltliches Bild herein, ich erinnere mich an einen Film von israelischen Frauen, die für Gerechtigkeit und Frieden getanzt haben. Riss zu. Die Trommel holt mich zurück.


Ich höre Musik, die ich nicht benennen kann. Aber ich summe mit. Ein Teil von mir summt mit. Worte gibt es keine. Keine Sprache.


Alles, was mich noch am Morgen bedrückt hat, ist diesen Klängen gewichen. Ich habe das Gefühl von Schwerelosigkeit. Ich könnte laut loslachen und bin vollkommen entspannt. Die Gesänge verklingen, der Rhythmus der Schläge verlangsamt sich. Die Reise ist bald zu Ende.


Ich bleibe noch ein paar Minuten in der Stille liegen, höre das leise Rascheln von Vero´s Kleidung. Das Knistern des Feuers. Das Knacken der Felle.


Dann rutsche ich unter der Trommel hervor und es gibt Tee. Ich warte. Vero erzählt jetzt, was sie wahrgenommen oder gesehen hat. Heute bleibt sie lange still und sagt, "...sie sind alle da. Du bist gesegnet."

Ich warte. Aber ich ahne schon, dass das alles sein wird und mir wird bewusst, wie viel es ist.

Sie sind alle da, die wachsamen Wesen, die Freundinnen aus der Anderswelt und sie achten auf meinen Weg.


Das Navi kann weg.


Ich hoffe, ich konnte euch inspirieren. Sucht eine Motherdrum und legt euch drunter!



Herzliche Grüße und viel Kraft teile ich mit euch!

Birgit




Foto: Es zeigt Vero, die ich aus Gründen des Datenschutzes angeschnitten habe. Das tut mir sehr leid, denn sie ist wunderschön! Wer den Kontakt zu Vero möchte, schreibe mich an. Sie lebt im Elsass.

















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