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AutorenbildBirgit Kersting

DIE KUNST DES TEILENS

Aktualisiert: 3. Juni 2021


Ein freundliches Hallo an alle, die meinen Blog lesen und mit anderen teilen,


Ein Thema, das mir in der letzten Zeit oft begegnet ist, ist eben jenes Teilen. Wer Geschwister hat, der ist mit dem Thema aufgewachsen. Wer Kinder hat, der weiß, dass es manchmal nicht einfach ist, diesen Gedanken einvernehmlich zu vermitteln.


Vor dem Hintergrund der Social Media Welle hat das Teilen noch mal einen ganz anderen Wirkungs- und Bedeutungsgrad erfahren. Wir teilen, teilen, teilen, wir machen kostenlose Workshop Angebote und lernen – Selbsterhaltungstrieb – wie man nur teilweise teilt, denn schließlich wollen wir ja überleben.


Als modernes Verständnis von Teilen platziert sich Networking. Oberflächlich betrachtet ist vielleicht nur Kontakte knüpfen gemeint, aber dieses "Knüpfen" hat´s in sich. Ich habe gelesen, dass empfohlen wird, 70% der Zeit nach Erstbegegnung damit zu verbringen, zu "geben". Sage ihm alles, was du weißt (auch dann, wenn er nicht gefragt hat – füge ich genervt hinzu). Immer schön in der erforderlichen Skalierung der Schmeichel-Kunst bleiben.

Herzchen posten gilt auch, aber besser ist, wenn man hin und wieder einen schnellen Kommentar schreibt.


Dann beginnt möglicherweise Phase 2: die nun folgenden 20% der Zeit kann man als Gelobter genießen. Für mich hat das schon an der Stelle einen fauligen Beigeschmack, weil die wesentliche Frage: "wie kann ich dir wobei helfen", meistens nicht gestellt wird und ich die Wortschmuserei sowieso nicht glaube.


Die letzten 10% am Ende der langen Straße sind dann "Kontakt". Hit, boing, getroffen! Jetzt endlich wird mit der Sprache, dem Wissen und dem eigentlich Gewollten herausgerückt. Jetzt gibt´s was zu essen (hätte ich beinahe gesagt).


Täglich erreichen einen neue Kontakt Anfragen, mal mit und mal ohne Anschreiben. Ich habe gerade mal eine Blogseite über Networking "gescannt" (lesen sagt ja heute kein Mensch mehr) und ich habe ungefähr 40 Verhaltensregeln gelernt. Von "..wem man einen Drink mitbringt und wem nicht" bis hin zu Visitenkarten Entsorgung: linke Hosentasche (aha!) die, die nerven, rechte Hosentasche, die ich fortan in einem monatelangen Marathon nachverfolge. "Follow up", kein Pferd hört auf so´n Kommando...


Und natürlich steht "geben" wieder an oberster Stelle.

Ich gebe, bevor ich bekomme. Früher hieß es "du schenkst mir was zum Geburtstag, dann schenke ich dir auch was." (Reziproker Altruismus). Das war eine klare Regel! Sogesehen. Hatte man halt noch eine lästige Liste am Kühlschrank kleben, aber hey--

Jedes altruistische "ich habe dir geholfen" hat in diesem System die automatische Nachschwingung, "jetzt schuldest du mir was." Wird ja tatsächlich auch oft so formuliert: "du schuldest mir..."


Ist das Teilen?


Im fortlaufenden Prozess kommt jetzt bald das Wort "Qualität" auf den Tisch (wie echter Kaviar). Da habe ich wieder tolle Sachen gelesen (gescannt): Augenkontakt nicht länger als 3,3 Sekunden. Danach wird es unangenehm, dann ist es nämlich Einschüchterung. (Früher hieß das glotzen und bei Parties ist da manchmal was bei rausgekommen).

Körpersprache. Hier bitte nichts eigenes, sondern gnadenlos den andern spiegeln. Das hat mir (ehrlich gesagt und vermutlich anders verstanden, als beabsichtigt) gut gefallen. Damit kannst du jede Party schmeißen. (Mein Problem ist, dass ich ja mal als Regisseurin gewirkt habe und ich mir so was immer sofort szenisch vorstellen kann!) Wenn man sich das bildlich vorstellt – also von Stirnlocke aus dem Gesicht schütteln, Sonnenbrille hochschieben, Fuß wippen, Hände in/aus der Tasche, Weinglas drehen, Nasenflügel anziehen, Arme verschränken – alles gespiegelt, versteht sich – dann dauert das nicht länger als 20 Minuten und wir haben einen neuen Tanz erfunden.

Mit der richtigen Musik – könnte gut sein.


Richtig kompliziert wird die Sache, wenn wir zur Dreierkonstellation überwechseln. Ich (ziemlich groß geschrieben) verknüpfe nunmehr meinen Kontakt A mit meinem Kontakt B. Ich gebe zu, es kommt manchmal vor, jemand sucht eine Dienstleitung und kenne gerade jemanden, der Kunden sucht. Aber hey, so einfach geht das nicht. Da gibts den Dreier-Knigge: A fragen, ob er Interesse hätte, dass ich ihn bei B vortastend erwähne, wer genau B ist muss noch verschleiert bleiben, sonst riefe A ihn ja direkt an. Dann schreibe ich mein B an (und je nachdem, wie lange ich das schon nicht mehr gemacht habe, muss ich weit ausholen) und frage aber im Idealfall, ob er möglicherweise, nichts für ungut, an meinem A Interesse finden könnte.

Da lobe ich mir das gute alte "hasse ma ne Mark".


Die Kunst des Teilens also.


Eigentlich könnte das soooo einfach sein. Wenn wir verstehen und zulassen würden, dass jeder von uns einzigartig ist, seinen Platz im großen Ganzen hat und kreativ an dessen Gestaltung mitwirken könnte, dann--

Es beginnt mit der Wahrnehmung des anderen. Die Antennen auf "wer bist du?" stellen und einfach mal aufnehmen, was für ein Potenzial nehme ich denn schon wahr, bevor wir faktische Informationen ausgetauscht haben. Und ich darf euch verraten, durch diese Wahrnehmung – einmal geschult – kommt eine Menge an. Gefühltes. Authentisches.


Dann gehört natürlich dazu, dass ich mich selber zeige. Was macht mich aus, was fehlt mir gerade, was brauche ich, was habe ich übrig (zum Teilen!), wie passt mein Tun in deine Welt? Manchmal begegnen einem Menschen – flüchtig – nur für ein kurzes Gespräch und wir haben das Gefühl, wir kennen ihn schon ewig. Die Dinge, die wir uns gesagt haben, waren aufrichtig und es ist ein Prozess in Gang gekommen. Das nenne ich Begegnung ohne Rollen. Authentisch.


Das ist wahres Teilen.


Wenn ich selbst das Gefühl habe, ich werde gesehen, wahrgenommen und es ist genügend Platz für mich da, kann ich das Wort Konkurrenz aus meinem Wortschatz streichen. Wenn man sich selbst ehrlich und etwas genauer betrachtet, ist diese Konkurrenzschwelle (zunehmend) scharf eingestellt und schlägt ziemlich schnell an. Das war´s dann mit dem Teilen.


Was ich sagen will: wir machen es uns schwer. Viel zu schwer. Vielleicht könnte es ja s gehen: wahrnehmen – teilen – wahrnehmen – annehmen – teilen.

Round and round.


Das ist eine schöne Welt.


Ich wünsche euch von Herzen eine schöne Restwoche und freue mich auf alles, was ihr zum Thema Teilen beitragen könnt. Tut es, bitte!


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