Heute erzähle ich euch bisschen darüber, wie ich zum Focusing gekommen bin. Focusing ist der Ansatz, den ich im Coaching am liebsten verwende. Er ist unkompliziert, sofort, und sehr effektiv. Er lässt sich auf fast alle Bereiche deines emotionalen Lebens anwenden. Job, Karriere, Beziehung, Familie, Selbstwert, Verhaltensmuster. Es gibt kaum eine thematische Begrenzung.
Ich hatte darüber gelesen. Es war zunächst eher eine Erwähnung als eine Erklärung. Aber irgendwie habe ich es sofort registriert.
Kurz darauf hat mir ein Freund über das Körperwissen erzählt. "Der Körper weiß eigentlich alles über uns," hat er gesagt, "wir müssen nur den Zugang dazu finden!"
So weit so gut, aber wie?
Und da fiel mir der Beitrag in meinen Studienunterlagen wieder ein.
Tja, und wenn etwas sein soll, dann ist es auch da! Die Informations-Suche ging mir leicht von der Hand. Ruckzuck hatte ich alle wichtigen Informationen auf dem Tisch. Und dann meldete sich auch pünktlich mein innerer Kritiker, "was jetzt..., noch eine Ausbildung?" hat er gekreischt, aber ich bin ganz gut mit ihm fertig geworden. Ich war mir innerlich irgendwie ganz sicher. Ich habe ihm vorgeschlagen, "du kannst nachher das Zertifikat aufhängen," aber das fand er- glaube ich- blöd.
Auf jeden Fall hat er sich erst mal nicht mehr gemeldet. Gut so.
Am Anfang war mir das Focusing fremd. Ich war gewöhnt, immer einen Plan zu haben, eine Idee, wie die Dinge zu sein haben. Damit liegt man beim Focusing ja ganz falsch! Als Focusing Coach öffnest du einen inneren Raum, in dem dein Klient sich frei entfalten kann. Du enthältst dich jeder vorgefassten Meinung und du quatscht auch nicht dazwischen. Du hörst zu, du hörst zu.
Das ist die Herausforderung!
Ich habe sehr viel geübt. Ich musste mir die Fähigkeit zuzuhören wirklich erarbeiten. Wenn man aber plötzlich merkt, wie der Klient aufblüht, wie er plötzlich diesen Raum ausfüllt und sich frei darin bewegt, dann weiß man, es hat sich gelohnt.
Von Anfang an wurde in der Ausbildung darüber gesprochen, dass man den Prozess auch auf sich selber anwenden kann. Damit habe ich mich sehr schwer getan. Ich habe rumgesessen und gewartet, dass irgendetwas passiert. Aber nichts ist passiert. Ich habe immer gedacht, “anscheinend kannst du das nicht alleine!”
Doch, kann ich!!! Was man sich immer so zusammendenkt!!!
Eines Tages habe ich verstanden, dass es schon schwer ist, anderen mit voller Achtsamkeit zuzuhören, dass es aber noch einmal schwerer ist, sich selbst hingebungsvoll zuzuhören. Wir gönnen uns einfach keine Zeit. Zeit ist nur für andere. Für Projekte. Nicht für uns selber.
Aber keine Sorge, auch das kann man lernen. Wenn du ein paar Focusing Sitzungen hinter dir hast, wirst du merken, dass es dein ganzes Denken sich verändert hat. Und dann klappt das auch.
Ja und dann kam Robert. Ich hatte bei ihm ein Seminar belegt, was mich ziemlich verwirrt hat, denn ich habe ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden, worum es ging. Aber irgendwie "ging es".
Und ich hatte immerhin schon gelernt, dass sich so die großen Veränderungen anbahnen: mit einem Zustand von Verwirrung, gepaart mit dem Vertrauen, dass gerade etwas Wichtiges geschieht.
Nach dem Seminar hat Robert angeboten, wir könnten ja online weiterarbeiten. "Waaas..., so ein sensibler Prozess und dann online? Never ever!" Da war er endlich mal wieder, der innere Kritiker. Der spricht tatsächlich auch englisch!
Ich habe mir gedacht, "was hast du zu verlieren? Mach doch einfach mal."
Robert ist seit Jahrzehnten Focusing Therapeut. Heute mit einer eigenen Variation. Für hartnäckige Fälle. Davon kann ich ein Lied singen!
Ich bin jetzt seit über anderthalb Jahren bei ihm in Doppelrolle: Klient und Coach. ich lerne an mir selber.
Wir arbeiten zu dritt. C.(sie) wohnt in Manhattan. Wir müssen halt auf die Zeitverschiebung achten, die beiden sind noch beim ersten Kaffee und ich denke dann schon ans Abendessen.
Ich liebe die Online Sitzungen. Ich habe die gründliche Erfahrung gemacht, dass man tatsächlich auch über den Äther eine sehr tiefe Verbindung miteinander aufbauen kann. Man spürt trotz großer räumlicher Entfernung das Feld des anderen und sogar, wenn man zu dritt ist.
Irgendwie vergisst man schnell, dass man in einen Monitor schaut.
Es ist, als wären alle im selben Raum...
Dann habe ich gedacht, wenn es möglich ist, den äußeren Raum online zu überwinden, dann kann man diesen äußeren Raum vielleicht auch noch anders nutzen. Da kam mir die Idee zu meinen Coaching Walks. Mir hat das Laufen in der Natur immer sehr gut getan hat. Vor allem, wenn ich ein Problem lösen wollte. Ich habe diese Erfahrung mit den Focusing Erfahrungen gekoppelt und bin begeistert, was sich unterwegs mit dem Klienten alles zeigen darf. Die Freiheit der Bewegung öffnet jedenfalls auch unser Herz.
Und so ist halt das Focusing immer mehr in den Vordergrund meiner Arbeit gerutscht. man kann ja nie wissen, was noch so kommt, aber für den Moment bin ich richtig zufrieden mit dem was ist!
Danke für´s zuhören!
Bis bald, liebe Grüße
Birgit
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