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AutorenbildBirgit Kersting

MEIN GORILLA WILL DAS NICHT!

Aktualisiert: 25. März 2021



Ich melde mich auch für diejenigen mal wieder zu Wort, die meiner Raunächte Blog Reihe nicht folgen. Es ist nicht so, als ob ich euch vergessen hätte. Mit Weihnachten und dem Launch der Blog Reihe war nur meine Kapazität erschöpft.


Gestern hatte ich zum ersten Mal wieder richtig Zeit. Ich bin nach Köln gefahren, wo ich einen Friseurtermin hatte. Nach ein paar Monaten Wildwuchs war das mehr als nötig. Der Friseur hat auch gleich mein Haargummi konfisziert, "Schluss damit!"

Ob ich das durchhalte, kann ich nicht versprechen. Jetzt piekst mir erst mal wieder der Pony ins Auge.


Dann bin ich mal zum Osho Zentrum rüber geschlendert und musste feststellen, dass halb Köln dieselbe Idee hatte. Eine Gruppe Schauspieler hat sich zudem so in Szene gesetzt, dass ich mich gefragt habe, ist das eine Generalprobe oder ein Happening? So was gab´s ja früher.

Die, die nicht laut waren, waren wiederum extrem leise. Saßen ehrfurchtsvoll hinter Laptop Screens. Was, hier auch schon? Keiner zum Reden da!

Am Nachmittag war auch nicht viel mit Essen. Zwischen den Mahlzeiten sozusagen.

Also gut, einen Cappuccino. Lange Schlange, aber zwei sehr nette Damen haben es geschafft, der allgemeinen Ungeduld vorzubeugen. Es hat aber trotzdem gedauert. Ist ja klar, wir sind ja wählerisch. Nicht nur einfache Kuhmilch, es gibt eben viele Sorten Milch. Für jede muss ein Gefäß bereitgestellt werden, es wird gespült und gewischt.

Ich wäre fast dran gewesen, aber dann schoß eine sehr schlanke Dame an mir vorbei und bugsierte eine Schale mit etwas flüssig Grünem auf den Tresen. Reklamation. Das kann dauern.


Ich musste sofort an die Wasserlinsen denken, die ich vor kurzem mit meiner Freundin aus einem Schlossteich geschöpft habe. Mit meiner Suppenkelle. Zwei Marmeladegläser voll.

"Und was sagen wir, wenn uns jemand sieht?" habe ich meine Freundin gefragt und sie hat vorgeschlagen, "wir retten die Welt!" Diese Wasserlinsen waren für meinen Mann, genauer genommen für ein Projekt, an dem er arbeitet. Ich möchte das mal glattziehen: Die gemeine Wasserlinse hat das Potenzial Schadstoffe aus dem Wasser in sich aufzunehmen. Sie vermehrt sich in einer derartigen Geschwindigkeit, dass man darüber nachdenkt. Zu der Gruppe gehört mein Mann.


Die schlanke Dame hingegen war der Ansicht, dass ihr Matcha Smoothie nicht genügend Sojamilch enthielte. Ich habe gestaunt. Ich bin doch erst vor kurzem aufs Land gezogen, habe ich denn schon den Anschluss verloren? Hilfe, das geht ja schnell!.

Die beiden Damen blicken besorgt in die grüne Schale und sofort wurde jede Menge Sojamilch erhitzt. Na klar, ich warte gerne, ich muss ja zugeben, ich finde es es spannend. Was wird das und kann man das wirklich trinken? Ich habe mich- ehrlich gesagt- auch gefragt, ob man davon so dünn wird. Das wär vielleicht eine Option. Ich habe einen halben Weihnachtstruthahn auf den Hüften sitzen!


Ich möchte einen ganz normalen Cappuccino. Ich Depp sage das auch noch laut. Indignierte Blicke, "was ist nooormal?" Schon klar. Ich müsste jetzt mindestens Haselnussmilch sagen, aber ich bringe es nicht über mich. "Kuhmilch." "Wird gemacht!"

Puh, das war einfach, die sind irgendwie toleranter als ich. Da muss ich dran arbeiten. Als ich mich fragte, mit wie wenigen Bissen ich wohl das Himbeerschnittchen aufgegessen haben würde, habe ich mich schon dagegen entschieden. Höchsten zwei. Nicht nachhaltig.


Platz suchen. Da die Damen durchaus Barista Ansprüche an sich gestellt hatten, und der Versuch eine Kuhmilchblume herzustellen, zur Überfüllung meiner Tasse geführt hatte, niiiicht einfach!

Ich nehme den langen Tisch in Barhöhe, da kann ich die Blumentasse sicher abstellen, ohne dass mir beim Bücken meine zu große Tasche über den Rücken gefallen wäre.

Tasse steht. Tasse zittert. Tasse schwappt. Ich gucke. Wie geht das denn?


Die Hühnerstange. Hatte ich glatt übersehen. Diese Fusshalterung reicht über drei Tische hinweg. Und wenn einer der Dranhocker ununterbrochen mit dem Fuss wackelt, dann kann so etwas wie ein Tsunami in der Kaffeetasse entstehen. Das ist Physik. Nicht mein Hauptfach gewesen, aber so viel weiß ich, rette den Mantel!


Normalerweise reicht es ja, wenn man mal vorwurfsvoll guckt, ich jedenfalls höre dann sofort zu wippeln, aber nicht hier. "It´s a free country!" Stimmt ja auch, ich trink also schnell was ab.

Inzwischen ist meine Aufmerksamkeit sowieso abgewandert auf einen jungen Mann, der eine sehr lange, sehr große Jacke mit sehr breiten Streifen trägt. Ich muss an einen Heißluftballon denken.

Er lässt sich detailliert erklären, wie man das Buffet bewältigt. Eins muss man sagen, die Leute hier sind echt freundlich. Ich hätte das ja nicht so geduldig dargestellt. Angefangen bei Tablett und Zahlung am Ende der Schlange. Ich hätte wahrscheinlich gesagt, "hey, is wie bei Ikea!" er hat aber nicht mich gefragt.

Aber jetzt kommt´s. Am Ende der langen Erklärung von der Suppenterrine bis zum Salat wiegen, entschließt sich der Ballon davonzufliegen. Sagt danke und geht.


Auch für mich langsam Zeit zu gehen, ich muss ja noch ein Stück fahren. Kaum wieder auf der Straße, überholt mich ein aufgeregtes kleines Mädchen, was zur Mutter hinter mir spricht.

Sie schüttelt energisch den Kopf, und versucht die Mutter mit großer Eindringlichkeit zu überzeugen:

"Nein, Mama, mein Gorilla will das nicht!"

Ich danke dir meine kleine Freundin.


Eine Kolumne ward geboren.

























51 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


Birgit Kersting
Birgit Kersting
Jan 06, 2020

Liebe Dagmar, ich freue mich sehr, dass dir der Beitrag gefällt. Er war sehr spontan und ist mir sozusagen aus der Feder geflossen.

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dagmarsenger
dagmarsenger
Dec 30, 2019

Liebe Birgit, ich liebe deinen Schreibstil 🙏🙏🙏

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