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AutorenbildBirgit Kersting

"...UND KANN MAN DAVON LEBEN?"

Aktualisiert: 25. März 2021


Heute widme ich mich den Traumkillern.

Und denen, die sich von ihnen ihre Träume haben wegnehmen lassen. Oder gerade dabei sind.

Wir- die anderen- sind Menschen, die selbstständig sind, waren oder es werden wollen. Wir verzichten auf 13. Monatsgehälter, auf gelbe Zettel bei Krankheiten, auf Urlaubsgeld, auf regelmäßige Arbeitszeiten, auf Abfindungen.

Auf eine Menge, oder?

Wie kann es da sein, dass wir uns regelmäßig vor Traumkillern rechtfertigen müssen?


Meine Tochter- auch selbstständig- erzählte mir, dass sie diese Dreier-Frager wirklich nicht abkann. "Was für Dreierfrager?" hake ich umsichtig nach, weil ich befürchte, schon wieder irgendeine social media Wissenslücke bloßzustellen. Neue App, oder so.

Sie sagt:

Frage eins: "Ist das handgemacht?" Ja.

Frage zwei: Und das machen Sie wirklich alles selbst?" Ja.

Frage drei: "...und davon kann man leben?" (höfliche Auslassung).


Liebe Traumkiller, es hat eine Zeit gegeben- und das ist noch gar nicht so lange her- da war es hip seine Träume zu verwirklichen, sich für etwas im Leben zu entscheiden, wofür man brennt, anstatt für, sagen wir, einen Firmenwagen. Auf kaum merkliche Weise sind diese Träume in den Hintergrund geraten. Sicherheit steht ganz vorne. Wobei--

Was soll das sein Sicherheit?

Ein Sparkonto, das Geld kostet? Betriebsratsposten für kurzfristige Unkündbarkeit? Job bei einem Familienunternehmen, das über 200 Jahre existiert? Mir fällt da viel ein, aber nichts davon ist wirklich wirklich sicher...


Als Coach denke darüber nach, was es mit einem Menschen macht, wenn er sich gegen sich seine innersten Wünsche entscheidet und etwas tut, was er eigentlich nie tun wollte. Früher hat die Tante gesagt "werde doch Frisöse..." und viele wurden Frisöse. Heute ist es eher BWL oder Mediendesigner. Letzte Woche hieß das noch so, heute heißt das wahrscheinlich schon wieder anders und ich werde belächelt. Egal!


Warum entscheide ich mich gegen mich selbst? Angst, Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen, klar, kennen wir. Aber da ist noch etwas. So etwas wie ein Stachel, der irgendwann in unserem frühen Jahren ins uns eingepflanzt wurde. "Tu, was wir dir sagen!" forderten die Alten, als wüssten sie, wo die Welt morgen sein wird. Stabilität erfordert eben ihren Preis. Und gespickt mit einer Prise Angst macht sie uns atemlos. Und vielleicht sogar krank.


Und dann sind da natürlich die lebenden Messlatten. Fängt gleich zuhause an. Und früh. Ballett für Toddler. Mengenlehre für Eineinhalbjährige. Stundenlang Klavier oder Fußball oder BMX oder Skaten. Irgendwas Redbulliges wär schon gut.

Dann werden wir verglichen. Mit dem Sohn oder der Tochter von, und dessen Bruder und der Schwester. Und und und. Egal wer sie sind, sie immer besser. Von da an gibts es zwei generelle Richtungen: "jetzt ist es auch schon egal..." (heißt: Sperrsitz) oder: "jetzt erst recht" (die Sorte sieht man fast nur von hinten).


Entscheidend ist, dass beides ungesund ist. Es tötet unsere intuitive Seite ab. Wir laufen durchs Leben wie fremdgesteuerte Bots und können uns so richtig an nichts mehr freuen. Außer an Geschwindigkeit. Alles muss schnell gehen. Auch schnell vorbei.

Wir zelebrieren die Haltlosigkeit.

"Macht das eigentlich Spaß?", frage ich mal so in die Runde.


Ich habe mir selber irgendwann den Stock in die Radspeichen gesteckt, dachte, dass man eine 180°Grad Wende auf ca. 20 Quadratzentimetern und in ca. 3 Wochen schaffen könnte. Doch das Bild vom "Wheelie" starb schnell ab und vor mir erschien das Bild eines proppevoll geladenen Containerschiffs, dass versucht die Richtung zu wechseln. 10 Kilometer? (ich wollte das gerade für euch googeln, aber da erschien der Artikel Durch Standhaftigkeit·.zum Frieden in Vietnam...)

Was soll ich sagen, Richtungswechsel ist eben nicht erwünscht.


Traumkiller, ja genau! Ich erinnere mich. Aber so funktioniert das: Ablenkung! Von einem Nebenschauplatz auf den anderen und vor allem, sich nie auf eines und schon gar nicht auf das Wesentliche konzentrieren.


Traumkiller, Angsthasen, Daredevils,

bitte bleibt mal kurz stehen und lasst uns sprechen. Oder besser: gar nicht sprechen, hören. Oder noch besser: fühlen.

Jaaaaaah.


Wenn wir anderen Fragen stellen, die ihnen Angst machen, sie verunsichern, oder aus dem Tritt bringen, erfahren wir etwas über uns selbst! Wir wollen gar nicht, dass sie etwas Traumhaftes verwirklichen, weil wir selber es nicht getan haben. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass sie ewig leben- unsere Träume. Sie suchen immer wieder einen neuen Ansatz, sie kommen - wie Wasser unter der Tür- immer wieder durch.


Diese tiefen Bedürfnisse, Berufungen oder kreativen Impulse sind so etwas wie unsere Lebensenergie. Wenn euer Traum als Hobby mit euch leben darf, kennt ihr das: sobald ihr in diese Welt eintaucht, fühlt ihr euch erfrischt, verschwimmt die Zeit und die Körpermitte wird weich. Wenn unsere Körpermitte weich werden darf, entfalten sich unsere Gefühlstentakel. Sie können sich unsichtbar ausdehnen um andere Menschen zu erreichen. Wenn du dich also beispielsweise mit der Frage beschäftigst, warum du keinen Mann/Frau findest, spüre mal in deine Körpermitte. Wie weich bist du dort.





















Photo by @plqml on Unsplash

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