DAMALS, als es noch CD´s gab, klang das schon mal so. Ich habe auch mal so eine gehabt, eine Selbstgebrannte. War eine Aufzeichnung von irgendeinem indischen Guru, der, begleitet von engelhaften Sängerinnen, in Intervallen dazu sprach. Sehr melodisch, sehr mitreißend. Ich habe wirklich gerne zugehört.
BIS AUF EINES: den allersten Satz konnte ich- bei aller Liebe- nicht verstehen. "You can xrxshh yrrrr crcr in shhhh".... Viele, viele Male ist der CD Player über diese Stelle geholpert und ich habe es schließlich so hingenommen.
EINES TAGES war alles anders. Da sagt der weise Mann in (für indische Verhältnisse) deutlichem Englisch:: "You can change your life in thirty seconds!"
Du kannst dein Leben innerhalb von 30 Sekunden verändern!
"Barum, barum", singen die indischen Engel im Hintergrund, "barum, barum..."
Und er spricht weiter, dass man radikale Veränderungen innerhalb von 30 Sekunden entscheidet und dass man auch nicht viel mehr Zeit hat, um sie fruchtbar einzupflanzen. Es handelt sich nach seiner Beschreibung um eine Moment-Erleuchtung, eine kristallklare innere Einstellung. Diese innere Einstellung geht weit über ein einfaches Aha Erlebnis hinaus, es ist vielmehr eine grundsätzliche Erschütterung des geistigen und körperlichen Systems. Man könnte sagen: ein Schock. Positiv gesehen.
DIESER MOMENT beinhaltet eine Art Hebelwirkung. Aus einem Zustand Vergangenheit heraus wird der gegenwärtige Augenblick als Hebel genutzt, um sich mühelos in eine frische Zukunft zu katapultieren. Wenn man also erkennt, dass eine Veränderung möglich ist, muss sie zügig in den Alltag eingefädelt werden, sonst verpufft sie wie ein Neujahrsgelübde. Wenn ich darüber nachdenke, hat sich durch diesen einen Satz der ganze Vortrag in einem anderen Licht gezeigt, barum, barum, der weise Mann war äußerst besorgt, dass wir Westler nicht genügend Routine darin haben, uns zu verändern. Könnte sein.
HEUTE, angesichts Covid 19, fällt mir der Satz wieder ein! "You can change your life in 30 seconds" oder vielleicht sollte es heute heißen: "You have to to change your life in 30 seconds. Wir müssen! Das erscheint mir plausibel. Wir wachen eines morgens auf, längst abgebrüht gegen schlechte Nachrichten, und dann schleicht sich dieses kleine mikrobiologische Monster in unser Leben und hebelt mal kurz alles aus. Ob man will oder nicht, man kann die Tragweite nicht ignorieren, man kann nicht so tun, als ob es das Problem nicht gäbe. Nichts wird mehr so sein, wie es wahr.
Fantastisch! Zu schön, um wahr zu sein. Haltet das verdammte Hamsterrad endlich an!
JETZT - hat er gesagt- kommt es also darauf an, was wir über Veränderung wissen. Denn wenn wir nicht viel darüber wissen - und den Anschein macht es leider- verfallen wir in unkontrollierbare Angst. Oder sollte ich lieber sagen: in kontrollierte Angst. Denn die Medien machen gerade den Molly mit uns!
Also, Veränderung steht vor der Tür, da beißt die Maus keinen Faden ab. Die Welt wird morgen eine andere sein. Wir haben zum ersten Mal in aller Deutlichkeit wahrgenommen, wie verflochten die politischen, und wirtschaftlichen Systeme sind, innerstaatlich sowie global. Es ist jedem mittlerweile deutlich geworden, wie sensibel unser Lebensraum eigentlich ist. Es ist erstaunlich, wie lange wir so naiv vor uns hingedümpelt haben!
DIE MEISTEN von uns haben in den letzten Tagen im Supermarkt leere Regale bestaunt. Inzwischen dämmert uns auch, dass der ein oder andere Job verloren gehen wird, dass Reisen nur noch bedingt oder gar nicht stattfinden werden. Konzerte und Festivals adé! Ganze Länder riegeln sich ab. Wir haben die unbegrenzte Mobilität verloren.
SCHLIEßLICH begegnet uns jene Eingeschränktheit, wie sie beispielsweise die Klimaaktivisten schon lange fordern. Aber mit gutem Zureden war uns ja nicht beizukommen. Selbst in diesen Tagen, wo ich meine Nachbarschaft abtelefoniere, bevor ich zum Einkaufen fahre, stelle ich fest, dass noch jeder für sich denkt. "Ich fahre nachher eben selber..." Hmmm, wie lange noch?
Und wenn auch das verloren geht? Wenn nur noch Benzin für ein Auto da wäre, was ja reichen würde, können wir uns daran gewöhnen?
"Your life can change in 30 seconds."
MAN KÖNNTE jetzt aufs Jammern verfallen, aber man könnte auch jubeln. Endlich passiert etwas. Endlich kann nicht mehr lange geredet werden, dazu ist keine Zeit. Diejenigen an der politischen Front werden handeln müssen, hoffentlich ohne "Bazooka", Herr Finanzminister!
WIR, die Privatpersonen, stehen genau dort, wo der indische Mann uns schon lange gesehen hat: "You can change your life in 30 seconds!" Wir haben die Wahl, ob wir zulassen, dass die Veränderung uns überrumpelt, oder ob wir ihr entgegensehen und sie sogar innerlich einläuteten. Wir haben 30 Sekunden Zeit.
JEDER ist mit der grundsätzlichen was-wäre-wenn Frage konfrontiert. Das Gute ist, es trifft uns alle und das gleichzeitig. Das ist quasi ein Idealfall. Man muss jetzt kein Aktivist sein, man muss einfach nur den gesunden Menschenverstand einschalten und erkennen, dass genau jetzt und hier Schluss ist mit dem bedingungslosen alles-immer-haben-wollen.
DER WEISE MANN sagt uns, dass man Veränderung lernen muss. Das wird wohl auf uns zukommen. Wir werden lernen müssen, die Dinge anders zu tun, sie anders zu bewerten und sie anders zu erwarten. Viel kommt darauf an, ob ich mich am Gewesenen festklammere, oder ob ich in der Lage bin, mir neue Umstände vorzustellen. Bin ich willens und in der Lage, meine Ansprüche zu überdenken, meine Grenzen flexibel zu gestalten und mit Toleranz und Neugier auf etwas ganz Neues schauen?
15 Sekunden sind um!
VIELE von uns haben sich in den letzten Tagen benommen wie die Irren. Rücksichtslos, egozentrisch und mit so wenig Sichtweite, da würde ich beim Auto die Nebelscheinwerfer einschalten! Jetzt haben wir also für einen Status Quo gebunkert, der vielleicht nie mehr real sein wird! (Schon vergessen, die Pole schmelzen, und so...)
VERMUTLICH haben wir keine Sekunde darüber nachgedacht, wie wir positiv mit dem Ganzen umgehen könnten. Wer jetzt von morgens bis abends an der Mattscheibe klebt, sich von Korrespondenten weltweit denselben Text erzählen lässt, der ist selber schuld. Das Ding hat einen Ausschalter, erinnert euch!
VERMUTLICH haben wir uns keine einzige Frage gestellt, ob das nicht für unser gesellschaftliches, familiäres und freundschaftliches Zusammenleben eine wohltuende Veränderung werden könnte...?? Ob in der anstehenden Reduzierung, mit oder ohne Covid 19, nicht vielleicht eine neue Perspektive schlummern könnte? Ich sag´s ja nur mal!
Was von all dem Scheiß, den wir besitzen, brauchen wir wirklich?
Noch 5 Sekunden...
Nutzt sie weise, macht´s gut. Bleibt entspannt, verhaltet euch angemessen und seid freundlich zueinander.
Liebe Grüße
Birgit
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