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AutorenbildBirgit Kersting

Future Thinking


Liebe Leser und Freunde meines Blogs,

ich möchte heute darüber sprechen, wie sich das Denken in der Zukunft verändern könnte...


Future Thinking bezieht sich auf den Prozess der Entscheidungsfindung.

Da dies mein Interessengebiet und der Schwerpunkt meiner Coaching-Arbeit ist, bin ich stets auf der Suche nach neuen Wegen, um gute Entscheidungen zu finden und zu fällen. Manchmal bedeutet es, dass man bestehende Fäden entwirren muss. Manchmal bedeutet es, dass das, was auf den ersten Blick wie totales Chaos aussieht, maximal strukturiert ist.


Gewöhnlich denken wir bei Entscheidungen an die Optionen "Ja" oder "Nein", an einen binären Modus. Sicher, wir sind so konditioniert, mit einer klaren Betonung auf "Ja". Ein beliebter Sport namens "Gefallsucht".

Aber die meisten von uns haben auf die eine oder andere Weise erlebt, dass sich hinter offensichtlichen Entscheidungen eine Vielzahl von komplexeren Entscheidungen verbirgt, die eigentlich unser Leben steuern.


Unser Leben steuern, das ist Stichwort.


Meine Coaching-Ausbilderin Martha Beck lehrt, dass wir ein Leben in Frieden führen können, wenn wir mit unserem Nordstern (wie sie es nennt) in Einklang sind. Wenn wir einen Blick auf eine viel ältere Quelle werfen, sagen wir auf das I-Ching, werden wir feststellen, dass dieses Buch der Wandlungen etwas Ähnliches sagt. Es ist die Ausrichtung zwischen unserem irdischen Dasein und einem höher gestellten Selbst, die den (langfristigen) Unterschied ausmachen wird. Nur wenn wir unseren Körperkompass (Sinne, Wille, Sprache, Bilder) zu nutzen wissen, werden wir in der Lage sein, durch diese unsichere Zeit zu navigieren, die vor uns liegt.


Ich habe gerade einen Artikel über Episodisches Zukunftsdenken, EFT, gelesen.


Zu meiner völligen Überraschung haben die Wissenschaftler ein Höheres Selbst anerkannt. Sie sprechen (wissenschaftlich) von Verzögerungsdiskontierung, wenn Menschen Lösungen mit kleinerer, aber sofortiger Belohnungen gegenüber einer größeren, jedoch langfristigeren Belohnungen den Vorzug geben. Wir heben den Blick offensichtlich nicht gerne und wir trauen auch der Zukunft nicht.


In dem Artikel wird auch von episodischem Zukunftsdenken (EFT) gesprochen. Es wird hier definiert als eine Form der Zukunftsprojektion, bei der man sein eigenes Leben in die Zukunft projiziert, um bevorstehende Ereignisse gefühlsmäßig zu erleben.

Das ist Zukunftsdenken im Sinne von EFT.


Wir haben die Fähigkeit, unser Leben in die Zukunft zu projizieren und so ein Bild und ein Gefühl davon zu erschaffen, wie es werden könnte. das ist keine Hellseherei, sondern Puzzlearbeit, wie wir gleich sehen werden.


Auf der Zeitachse in Richtung Zukunft gibt es einen Wendepunkt. Wir können leicht 5 Jahre nach vorne projizieren. Alles was wir uns dann vorstellen, hat noch einen gewissen Bezug zum JETZT.

Wenn wir jedoch einen Sprung von 10 Jahren in die Zukunft wagen, findet das Gehirn nicht genügend Daten, um das Zukunftsbild Bild zu erstellen. Wir wechseln die Perspektive. Wir sind nicht ich in zehn Jahren, sondern wir sind wer ich sein könnte in zehn Jahren. Das schafft natürlich viel Raum für Träume, für Veränderung und für Kurskorrekturen.


Wir füllen also die Lücken mit Kreativität auf. Das Interessante ist, dass das völlig neue Visionen zuläßt. Wir konstruieren Möglichkeiten, die wir gar nicht kennen.


Wissenschaftlich gesprochen:

"Da EFT das Selbst in das Vorerleben zukünftiger Ereignisse projiziert, kann die Beschäftigung mit EFT Gehirnregionen aktivieren, die an prospektivem Denken beteiligt sind (Schacter et al., 2007) und dadurch eine Zukunftsorientierung hervorrufen."


Das ist in etwa der Punkt, an dem mich dieses Thema gepackt hat.


Denn in Zeiten, in denen die Entscheidungsfindung nicht mehr linear verläuft, ist das hochinteressant. Was wissen wir denn schon über die Zukunft? Sie ist bei der technologischen Geschwindigkeit, mit der sie sich verändert (und wir mit ihr) nicht mehr hoch rechenbar.

Wir wissen nichts Genaues über einen Ausgangspunkt A, von dem aus wir hoffen, ein Ziel B zu erreichen. Das ganze System ist so wackelig und so schnelllebig, so unvorhersehbar, dass eine gewisse Orientierungslosigkeit uns dazu zwingt, neue Denkweisen zu erlernen, also Entscheidungen zu treffen.


Mein zukünftiges Ich.


Ich habe kurz vor Weihnachten eine E-Mail erhalten, die ich mir in der Vergangenheit selbst geschrieben habe. Vor einem Jahr oder so. Das war ein großer Spaß, aber in gewisser Weise auch enttäuschend. Denn ich musste feststellen, dass seitdem hat sich nichts wirklich Wesentliches geändert hat. Und ich kann nicht behaupten, dass mein Leben keine zentrifugalen Elemente enthielte, oh doch, das tut es! Dennoch war das, was mein früheres Ich mir vorhergesagt hat, nicht weltbewegend.


Ich hätte mir schon vor zehn Jahren schreiben sollen.


Vor 10 Jahren wusste ich nichts über das Jetzt. Genauso wenig, wie ich jetzt über meine Zukunft in 10 Jahren weiß. Ich weiß nichts über die zukünftige Welt oder mein zukünftiges Leben. Nada. Aber ich kann die Lücken ausfüllen. Stichwort Kreativität und freies Denken.


Ich kann sogar das verändern, was ich mir zu Beginn meines 10-Jahres-Zeitraums vorgestellt habe. Laufend. Ich kann eine Synthese zwischen dem Bekannten und dem völlig Unbekannten schaffen. Das ist Future Thinking.


Es erfordert ein wenig Übung und Anleitung, deshalb fange ich immer bei einem Zeitraum von 5 Jahren an, aber wenn man einmal losgelassen hat und sich wirklich auf die Puzzleteile verlässt, kommen spannende Wahrnehmungen und Erkenntnisse dabei heraus. Im Gehirn entstehen Verbindungen, die es uns möglich machen, dorthin zu gelangen.


Für mich als Coach ist dieses Werkzeug ein unglaublicher Gewinn. Es ist ein Mittel, um sich völlig neu zu orientieren, vor allem, wenn die Zukunft ein Abfahrtsrennen zu sein scheint.





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